Zusammenfassung: 2,5 Milliarden Menschen haben aktuell in Entwicklungsländern keinen Zugang zu angemessenen Sanitäreinrichtungen. 748 Millionen haben keinen Zugang zu sogenannten verbesserten Trinkwasserquellen. Wasserbedingte Krankheiten, die sich aufgrund dieser Situation und den daraus folgenden Hygienemängeln ausbreiten, sind hier omnipräsent. Sie führen zu immensen Kosten, egal ob man diese in Form eingeschränkter Gesundheit oder als Produktivitäts- und Wohlstandsverluste beziffert. Wasserbedingte Krankheiten verhindern somit die soziale und ökonomische Entwicklung in Entwicklungs- und Schwellenländern. Vor diesem Hintergrund stellt das vorliegende Buch originäre empirische Forschungsarbeiten vor, die untersuchen, wie sich der Zugang zu sauberem Trinkwasser und angemessenen Sanitäreinrichtungen auf die individuelle und aggregierte ökonomische Entwicklung auswirken, und wie die Zugangsraten zu sauberem Trinkwasser erhöht werden können. Die Einleitung zeigt auf Grundlage der existierenden ökonometrischen Evidenz, dass der Zugang zu leitungsgebundenem Trinkwasser und moderner, infrastrukturbasierter Abwasserentsorgung der nachhaltigste Weg ist, um sauberes Trinkwasser bereitzustellen und die Verbreitung wasserbasierter Erreger zu verhindern. Die nachfolgenden Kapitel 2 und 3 analysieren ausgehend von diesem ersten Ergebnis, welche Effekte der Zugang zu sauberem Wasser und angemessenen Sanitäreinrichtungen auf die menschliche Entwicklung hat. Kapitel 2 analysiert anhand eines umfassenden Mikrodatensatzes, der sowohl sozio-ökonomische Variablen als auch Testergebnisse junger brasilianischer Schulkinder enthält, welchen Einfluss der Zugang zu sauberem Trinkwasser auf die Humankapitalausbildung hat. Die Studie zeigt, dass leitungsgebundener Zugang zu Trinkwasser in der Kindheit nachhaltige positive Effekte auf Schulergebnisse von 10-12 jährigen Kindern hat. Kapitel 3 untersucht, wie sich der Zugang zu sauberem Trinkwasser und angemessenen sanitären Einrichtungen auf das Wirtschaftswachstum auf nationalstaatlicher Ebene auswirkt. Der Studie liegt ein Datensatz mit Wachstumsraten sowie Zugangsraten zu Wasser und Sanitäreinrichtungen für 72 Entwicklungsländern zugrunde. In Kapitel 3 gelingt es das erste Mal überhaupt mit einer Instrumentenstrategie basierend auf hydrogeologischen Variablen den kausalen Effekt von Trinkwasser und sanitären Einrichtungen auf ökonomisches Wachstum zu zeigen. Das vierte Kapitel wendet sich den Ursachen der erheblichen Mangelzustände der Trinkwasser- und Sanitärinfrastruktur in Entwicklungsländern zu. Insbesondere stehen hier die Rolle der Rechenschaftspflicht lokaler Akteure und partizipative Politikentwicklungsmodelle beim Ausbau von leitungsgebundenen Trinkwassersystemen im Vordergrund. Auf Grundlage eines detaillierten Datensatzes, der sowohl die Zugangsraten zu leitungsgebundenem Trinkwasser im ländlichen Brasilien enthält als auch die Organisationsform des jeweiligen Trinkwasserunternehmens, welches den Anschluss bereitstellt, zeigt dieses Kapitel, dass partizipative, nutzerbasierte Anbieterformen den Zugang zu leitungsgebundenem Trinkwasser schneller ausweiten als staatliche oder staatsnahe Trinkwasseranbieter. Die Identifikation des positiven Effekts der Nutzerbeteiligung basiert auf einem Differenzen-in-Differenzen-Schätzer kombiniert mit einem Matching-Verfahren. Kapitel 4 ist die erste Studie, die den positiven Effekt einer Nutzerbeteiligung in ländlichen Gebieten im Bereich der Wasserversorgung zeigt. Zuletzt fasst das fünfte Kapitel die Ergebnisse des Buches zusammen und leitet aus ihnen Empfehlungen für politisches Handeln ab Zusammenfassung: Today, 2.5 billion people in developing countries do not have access to appropriate sanitation and 748 million lack access to improved water sources. As a consequence, water-related diseases, which are caused by pathogens transmitted due to deficient water supply and sanitation facilities and the resulting lack of hygiene, are highly prevalent in these countries. They impose tremendous costs in terms of health, productivity, and wealth on the countries and hamper their social and economic development. This book therefore presents original econometric research that studies how access to improved water and sanitation supply can improve individual and aggregate economic development and how access to improved drinking water supply can be expanded. The introduction first establishes based on the existing econometric evidence that access to piped water and modern sewage disposal is potentially the most sustainable way to provide safe drinking water and appropriate sanitation and thus to eradicate water-related diseases in the long run (Chapter 1). Based on this result, Chapters 2 and 3 analyze empirically how access to clean water and appropriate sanitation can foster human development. Using a comprehensive micro-data set of Brazilian school tests and accompanying socio-economic data of the tested children, Chapter 2 analyzes the effect of access to piped water at home on human capital formation. It demonstrates that access to piped water in early childhood has long lasting, sustainable effects on the test scores of children aged 10-12. Chapter 3 studies how access to water and sanitation affects economic growth at the aggregate, national level. It uses a unique data set of national growth rates and access rates to piped and improved water and improved sanitation for 72 developing countries and proposes a novel identification strategy based on geo-hydrological variables to identify the causal effect of access to water and sanitation on economic growth rates. This strategy makes it the first study to successfully instrument for access to piped water and improved sanitation. Based on the substantial returns to access to piped water and improved sanitation on human capital and aggregate economic growth found in chapters 2 and 3, the last study in the book addresses the reasons underlying the tremendous lack of access to piped water in developing countries (Chapter 4). Especially, it focuses on the role of accountability and participatory policy making in expanding infrastructure-based services to the poor. Using a detailed data set about access rates to piped water in rural Brazilian municipalities and the organisational forms of the water suppliers in these municipalities, it shows that access rates in municipalities where participatory water user assocations supply drinking water increase faster than access rates in municipalities supplied for by local governemnts. Using a micro-econometric matching approach combined with a difference-in-difference estimator, this chapter is the first study to show the positive effects of partipatory policy making in rural water supply with an econometrically sound identification method. Lastly, Chapter 5 summarizes and evaluates the results of the preceding studies and offers recommendations for future research and policy design
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