Seit jeher wird die Rechtswissenschaft in die drei »Säulen« des bürgerlichen, des öffentlichen und des Strafrechts, sowie in dogmatische Fächer und Grundlagenfächer aufgeteilt. Reflektiert, d.h. einer dem Anspruch theoretischer Konsistenz und Konsequenz verpflichteten Betrachtung unterworfen, wird diese Aufteilung indes so gut wie nicht. Die Regeln der intra disziplinären Gewaltenteilung und Gewaltenzuordnung werden dementsprechend eher intuitiv gehandhabt denn bewusst formuliert, diskutiert und exekutiert. Dies macht sich in doppelter Weise bemerkbar. So pflegen, zum einen, Methodenfragen in der Rechtswissenschaft entweder auf einer abstrakten Ebene – im rechtsphilosophischen oder rechtstheoretischen Diskurs – behandelt oder auf einer konkreten, ausschließlich anwendungsfixierten (Praxis-)Stufe – im dogmatischen Diskurs – thematisiert zu werden. Zum anderen werden Fragen des Verhältnisses unterschiedlicher Disziplinen zueinander ausschließlich als inter disziplinäre aufgeworfen, als Fragen des (Außen-)Verhältnisses von Rechtswissenschaft zu Nachbarwissenschaften, nicht aber auch als intra disziplinäre Fragen des Verhältnisses der juridischen (Sub-)Disziplinen zueinander. Die Autoren der hier gesammelten Beiträge, deren Gegenstand nicht das Recht als solches, sondern die Wissenschaft(en) vom Recht sind, wollen hier Abhilfe schaffen: indem sie zum einen den juridischen Theoriediskurs mit dem Praxisdiskurs zu verbinden suchen und indem sie zum anderen das Verhältnis der einzelnen juridischen (Sub-)Disziplinen zu- und untereinander beleuchten.InhaltsübersichtOliver Lepsius: Themen einer Rechtswissenschaftstheorie – Hans Christoph Grigoleit: Anforderungen des Privatrechts an die Rechtstheorie – Anne van Aaken: Funktionale Rechtswissenschaftstheorie für die gesamte Rechtswissenschaft: Eine Skizze – Ralf Poscher: Am Fuße der Kathedrale. Von den Bedingungen, Grenzen und Kosten eines idealistischen Systemanspruchs an das Recht – Christian Hillgruber: Braucht das Völkerrecht eine Völkerrechtswissenschaftstheorie? – Ulrich Haltern: Die nackte Wahrheit über eine theoriefeindliche Völkerrechtswissenschaft. Ein Kommentar zu Christian Hillgruber – Christoph Möllers: Vorüberlegungen zu einer Wissenschaftstheorie des öffentlichen Rechts – Matthias Jahn: Pluralität der Rechtsdiskurse – Sektoralisierung der Methodenlehre. Zum Verhältnis von Rechtswissenschaftstheorie und Rechtstheorie – Matthias Jestaedt: Perspektiven der Rechtswissenschaftstheorie When we speak of legal science, it is usually in the singular. In reality, however, the legal profession deals with many laws: private, criminal and public law or, to put it differently, black letter law on the one hand and legal history, philosophy, sociology and all the »-isms« on the other hand. What, then, is the real legal science? The authors of the articles in this volume analyze the problem of intradisciplinarity in the law. How do lawyers think in the different areas of the law? How does this way of thinking influence legal methodology and our conceptions of the law? Can we still speak of law in the singular? The authors of the articles in this volume outline a new methodology of legal thinking, drawing on the law's inner diversity and the different interests pursued in its different branches. They also give a critical account of the more traditional German approach, which sees legal science as a unity.Survey of contentsOliver Lepsius: Themen einer Rechtswissenschaftstheorie – Hans Christoph Grigoleit: Anforderungen des Privatrechts an die Rechtstheorie – Anne van Aaken: Funktionale Rechtswissenschaftstheorie für die gesamte Rechtswissenschaft: Eine Skizze – Ralf Poscher: Am Fuße der Kathedrale. Von den Bedingungen, Grenzen und Kosten eines idealistischen Systemanspruchs an das Recht – Christian Hillgruber: Braucht das Völkerrecht eine Völkerrechtswissenschaftstheorie? – Ulrich Haltern: Die nackte Wahrheit über eine theoriefeindliche Völkerrechtswissenschaft. Ein Kommentar zu Christian Hillgruber – Christoph Möllers: Vorüberlegungen zu einer Wissenschaftstheorie des öffentlichen Rechts – Matthias Jahn: Pluralität der Rechtsdiskurse – Sektoralisierung der Methodenlehre. Zum Verhältnis von Rechtswissenschaftstheorie und Rechtstheorie – Matthias Jestaedt: Perspektiven der Rechtswissenschaftstheorie
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