Neue Zürcher Zeitung: Moral, objektiv? rox. Der an der Universität Graz lehrende Philosoph Peter Strasser stellt dem Grossteil jener Ethik, die in den heutigen "nachmetaphysisch" genannten Zeiten den Ton angibt, schlechte Zensuren aus. Innerlich sei...
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Neue Zürcher Zeitung: Moral, objektiv? rox. Der an der Universität Graz lehrende Philosoph Peter Strasser stellt dem Grossteil jener Ethik, die in den heutigen "nachmetaphysisch" genannten Zeiten den Ton angibt, schlechte Zensuren aus. Innerlich sei diese Ethik deswegen "defekt", weil sie in einem pragmatischen Sinn versage. So aufgeklärt und differenziert der moderne Mensch mittlerweile auch alle Probleme analysieren könne: Es herrsche doch eine grosse Uneinigkeit darüber, worin die richtige Lösung moralischer Probleme denn bestehe. Bei jedem Thema der Gegenwart - sei es die gerechte Verteilung von Gütern, die Fragen um Abtreibung, Sterbehilfe oder Bioethik - sind die Ethiker heillos zerstritten. Peter Strasser schliesst daraus, dass in Fragen der Moral jene Form von Objektivität, die in den Naturwissenschaften gelte, nicht realisierbar sei. Dennoch will der Autor nicht für einen ethischen Subjektivismus plädieren. Stattdessen stellt Strasser zwei Thesen auf, die im angezeigten Band erprobt werden: A) Wenn etwas moralisch gut ist, dann ist es gut in allen möglichen Welten. B) Wenn etwas moralisch schlecht ist, dann ist keine Welt denkbar, in der es moralisch gut sein könnte. - Nun wird sich das Philosophengezänk wohl auf die Bestimmung der "möglichen Welten" verlagern.