Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Universität Mainz
Die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Mainz versteht sich als eine interdisziplinäre Literaturwissenschaft. Ihr Interesse gilt dem, was Literatur unabhängig von sprachlichen und nationalen Besonderheiten in der Fülle ihrer Bezüge, auch zu Kultur und anderer Kunst, ausmacht. Sie verfährt sowohl theoretisch innerhalb der Allgemeinen Literaturwissenschaft wie auch innerhalb der Vergleichenden Literaturwissenschaft historisch. Als Allgemeine Literaturwissenschaft bemüht sie sich um eine theoretische Erfassung der Literatur, im Anschluß an die Poetik und die Ästhetik, als Vergleichende Literaturwissenschaft um eine Untersuchung unterschiedlicher Aspekte der internationalen und interkulturellen, aber auch intermedialen Vernetzung von Literatur. Gemeinsam ist dabei der Allgemeinen und der Vergleichenden Literaturwissenschaft, dass sie nicht auf die Erkenntnis von Besonderem - sei es eines Werks, eines Autors, einer Zeit oder einer Literatur -, sondern eines Über-Individuellen oder Allgemeinen abzielen. Vorausgesetzt ist dabei jeweils, dass ein Komparatist oder eine Komparatistin sich in mindestens zwei oder drei Literaturen kompetent zu bewegen weiß. Die Theorie der Literatur ist in der Mainzer Komparatistik vor allem mit den Schwerpunkten Gattungs- und Übersetzungsforschung und Fiktionstheorie vertreten. Die Internationalität der Literatur, wesentlich fassbar in ihren sprachübergreifenden intertextuellen Beziehungen, ist traditionell der zentrale Untersuchungsgegenstand der Vergleichenden Literaturgeschichte, der poetologisch und literaturwissenschaftlich in verschiedenen Konzepten von Weltliteratur reflektiert worden ist. In Mainz gilt dabei das Hauptaugenmerk den mittel- und südeuropäischen sowie den nord- und südamerikanischen Literaturen des 18.-21. Jahrhunderts. Allerdings berücksichtigt die Komparatistik nicht nur den Zusammenhang der Literaturen, sondern auch den Zusammenhang von Literatur und Kultur, insbesondere die Beziehungen zwischen literarischen und kulturellen Phänomenen verschiedener Länder und Sprachen. Von zentraler Bedeutung ist dabei das Problem der Interkulturalität. Phänomene wie Migration und Hybridisierung von Gesellschaften und Kulturen etwa können komparatistisch in ihrer literarischen Reflexion untersucht werden. Dabei spielen Fragen der Alterität, des Blicks auf das jeweils Fremde, der interkulturellen Begegnung und der transkulturellen Verflechtung eine wichtige Rolle. Neben kulturwissenschaftlichen kommen medienkomparatistische Fragenstellungen in der Mainzer Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft eine besondere Bedeutung zu. Dabei kann das Fach von seinem traditionellen Interesse für die Beziehung der Literatur zu anderen Künsten profitieren. In seiner allgemein ästhetischen Ausrichtung hat es immer schon den Zusammenhang zwischen sprachlich verfassten Kunstwerken und ästhetischen Objekten in anderen Zeichensystemen und Medien analysiert. Untersucht werden heute u.a. das Wechselspiel zwischen der Literatur einerseits und der bildenden Kunst, der Musik und dem Film andererseits, dabei etwa die Veränderung von Inhalten und Verfahren beim Wechsel von einem Medium in ein anderes. Insgesamt greift die Komparatistik immer wieder über den angestammten Gegenstandsbereich und die überkommenen Methoden einzelphilologischer Literaturwissenschaft hinaus.