Workshop: Idiorrhythmie als narratives Konzept in Literatur und Kultur, Universität Tübingen, 2.-4.02.2022
In seiner Vorlesung Comment vivre ensemble folgt Roland Barthes 1976/77 der Frage: Wie zusammen leben? anhand des Begriffs der Idiorrhythmie, der als ein „utopischer Sozialismus der Distanz“ individuelle Lebensgestaltung mit Gemeinschaftsbildung versöhnen soll. Dieses bislang in den Literaturwissenschaften erstaunlich wenig beachtete Konzept hält vielfältige Potentiale zur Untersuchung narrativer Phänomene und Figurationen bereit und wirft zugleich sozial- und kulturtheoretische Fragen der Gemeinschaft, der Zugehörigkeit und des Zusammenlebens auf. An dieser Flexibilität ansetzend, nimmt der Workshop Idiorrhythmie mittels theoretischer und konzeptueller Betrachtungen und Lektüren literarischer Texte als weitreichendes analytisches Werkzeug in den Blick.
Der Workshop findet als Hybridveranstaltung im Neuphilologicum (Wilhelmstr. 50), Raum 215, und via Zoom statt. Bitte melden Sie sich bei Interesse bis 2.2., 12:00 Uhr, unter sara.bangert@uni-tuebingen oder quintus.immisch@uni-tuebingen.de an, um die Zugangsdaten zu erhalten.
Wir freuen uns über Ihre Teilnahme!
Programm
02.02.2022
15:00: Arrival & Welcome/Ankunft & Begrüßung: SARA BANGERT/QUINTUS IMMISCH
15:30: Prof. Dr. THOMAS MACHO (IFK Wien): Idiorrhythmie und Synchronisation. Kultur- und ideengeschichtliche Anmerkungen
16:15: Coffee break/Kaffeepause
16:30: Dr. CHARLOTTE COCH (Universität Köln): Individuum/Kollektiv. Eine Systematisierung von Theorien des Rhythmos
17:15: Prof. Dr. NATHALIE MÄLZER (Universität Hildesheim)/Ass.-Prof. Dr. MARCO AGNETTA (Universität Innsbruck): Rhythmische Verschiebungen zwischen Original, Übersetzung und Bearbeitung
03.02.2022
09:00: PD Dr. BORIS ROMAN GIBHARDT (FU Berlin): ‚Berührung von Zeit und Wort.‘ Über Rhythmus (West-Ost)
09:45: STAVROS PATOUSSIS (Universität des Saarlandes): Wie mit sich selbst leben? Zur Idiorrhythmie als Beschreibungskategorie für das Subjekt
10:30: Coffee break/Kaffeepause
10:45: DR. FLORIAN SCHMIDT (Universität Tübingen): „Musik-Mechanitis“? Idiorrhythmie und mechanische Musik in Literatur und Kultur 1900-1930
11:30: PD Dr. KAI VAN EIKELS (Ruhr-Universität Bochum): Familienzeitwerte
12:15: Lunch break/Mittagspause
13:30: SHIRA MIRON (Yale University): „Mannichfache Wege gehen die Menschen“ – Idiorrhythmie als Methode und Idee der Poesie in Novalis’ Die Lehrlinge zu Sais
14:15: GARY WETZ (Universität Basel): Die Verzögerung als Vollendung. Roland Barthes’ idiorrhythmische Zeichensetzung
15:00: Coffee break/Kaffeepause
15:15: JUSTINE BRISSON (Sciences Po Paris): Thinking the Utopian Community. A Comparison Between Barthes’ Idiorrhythmic Community and Foucault’s Homosexual Community
16:00: Prof. Dr. CHRISTIAN REFSUM (University of Oslo): Narrative, Musical and Social Rhythms in Virginie Despentes’ Vernon Subutex I-III
16:45: PHILIPP SPERNER (LMU München): A Perpetuity of Lesser Emptiness: The Social Space of the Postcolonial Small Town and Vinod Kumar Shukla’s Naukar kī kamīz
04.02.2022
09:00: STEPHAN FELDHAUS (Universität Würzburg): Die Literatur der Nachkriegszeit als Spiegel einer idiorrhythmischen Krisenzeit
09:45: MELANIE SCHNEIDER (Goethe-Universität Frankfurt a.M.): Von der Kunst, Durchgangsorte zu bewohnen – Idiorrhythmie und Verkehrssysteme in Sten Nadolnys Netzkarte (1981), Julio Cortázars und Carol Dunlops Autonauten auf der Kosmobahn (1983) und Steven Spielbergs Terminal (2004)
10:30: Coffee break/Kaffeepause
10:45: MARLENE REICH (New York University): Idiorrhythmien der Nacht: Rainald Goetz’ Rave
11:30: Dr. CHRISTIAN LUCKSCHEITER (HU Berlin): Idiorrhythmische Formen des Zusammenlebens in Peter Handkes Der Bildverlust oder Durch die Sierra de Gredos (2002)
12:15: Lunch break/Mittagspause
13:30: Dr. ALEXANDER SCHWIEREN (Freiburg i. Br.): Grenz-Erfahrung: Über das Zusammenleben in Lutz Seilers Roman Kruso (2014)
14:15: Closing Discussion/Abschlussdiskussion
15:00: Goodbye & Departure/Verabschiedung
Die Veranstaltung wird von gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern.