Workshop: codes/verstehen: Die doppelte Hermeneutik von Source Codes, Lüneburg
Programmcodes tragen heute wesentlich zu unserer Interpretation der Welt und unserer Interaktion mit ihr bei. Die Form des dabei in Gang gesetzten Verstehensprozesses wird zum einen wesentlich durch die sie nutzenden Programmierer:innen bestimmt, die natürliche Sprache sowie ein holistisches Weltverständnis in die logischen Ketten maschinenverständlicher Anweisungen übersetzen und dabei notwendigerweise reduzierte Ontologien erzeugen. Im Zuge dessen müssen ihre sprachlichen Operationen für Menschen lesbar und überprüfbar bleiben.
Zum anderen sind Programmiersprachen aber auch je eigene, von ihren Nutzer:innen unabhängige Interpretationen eingeschrieben, die Einfluss auf ihre Ordnung, Filterung und Darstellung der Welt haben. Sie erhalten dadurch den Status von Aktanten in der Datenverarbeitung. Wenn es also eine Interpretation des Codes und eine Interpretation durch den Code gibt, will der Workshop mit der Fokussierung auf diese doppelte Hermeneutik, ausgehend von den Critical Code Studies und der Quellcodekritik, einen neuen methodischen und theoretischen Ansatz für die kritische Auseinandersetzung mit einer wesentlichen Textform unserer Zeit in den Medienwissenschaften etablieren.
Ort: Leuphana Universität Lüneburg, Raum C40.601
Fr. 10. Mai 2024
11:00 Hannes Bajohr/Simon Roloff - Einführung
11:20 Markus Krajewski - Quellcodekritik im Praxistest: Ein Lektüreversuch
12:00 Thomas Hainscho - Sourcecode und wissenschaftliche Weltauffassung
12:40 Kaffeepause
13:00 Moritz Hiller - Textkritik und Softwarekrise: Nachwort zu einem Programm
13:40 Mittagspause
14:40 Jodok Trösch - Die Sprachigkeit von (literarischem) Code: Programmiersprachen vor dem Hintergrund der Mehrsprachigkeitsphilologie
15:20 Christian Kirchmeier - „The hottest new programming language is English“, oder: Was waren Source Codes?
16:00 Kaffeepause
16:30 Keynote: Ann Cotten - Sind Sprachen der Dichtung natürliche Sprachen?
Sa. 11. Mai 2024
09:45 Soft landing - Kaffee und Sandwiches
10:00 Tim A. Heilmann - Was sagen einem 10.000 Zeilen Code?
10:40 Paul Feigelfeld & Shintaro Miyazaki - Kittler ist ein Lügner & baut minoritäre Maschinen
11:30 Kaffeepause
11:50 Matthias Preuss - Prompt und Stil: Zur Einrichtung von Schreib- und Leseweisen
12.30 Juliane Ahlborn & Dan Verständig - Code zwischen Kritik und Kreativität: Vom Verstehen zur Erklärbarkeit von Programmcode
13:10 Abschlussrunde
13:30 Workshopende
Contact Information
Hannes Bajohr, Universität Basel (hannes.bajohr@unibas.ch)
Simon Roloff, Leuphana Universität Lüneburg (simon.roloff@leuphana.de)
Contact Email
hannes.bajohr@unibas.ch