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Whiteness in der Schweizer Literatur, Bern

Beginning
15.06.2023
End
16.06.2023

Tagung: Whiteness in der Schweizer Literatur

15.-16. Juni 2023

Universität Bern

 

Organisation: Melanie Rohner (Bern)

 

Vorträge: Seminarraum im Obergeschoss, Haus der Universität, Schlösslistrasse 5, 3008 Bern

Abendveranstaltung: Raum 215, Hauptgebäude Universität Bern, Hochschulstrasse 4, 3012 Bern

 

Im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Projekts „Whiteness im Werk Friedrich Dürrenmatts“ findet am 15. und 16. Juni 2023 an der Universität Bern eine Tagung zum Thema „‚Whiteness in der Schweizer Literatur“ statt. Ziel der Tagung ist aufzuzeigen, dass eine Perspektivierung von ‚whiteness‘ auch in der Schweizer Literatur äußerst ertragreich ist. Damit kann dem Alltagsmythos begegnet werden, dass ‚race‘ als Differenzkategorie in der Schweiz nie eine entscheidende Rolle gespielt habe, weil ‚people of colour‘ hier die längste Zeit kaum ansässig geworden seien. Dieser Mythos hält sich, obwohl auch Schweizer Wissenschaftler und Ideologen eine prominente Rolle in der Geschichte des westlichen Rassismus spielten (vgl. Painter 2020), der qua essentialistischer Abgrenzung von anderen, ‚minderwertigen‘ ‚Rassen‘ oder Gruppierungen stets auch sein eigenes Selbstverständnis bekräftigte (vgl. z.B. Poliakov 1977; Mosse 1990). Das ökonomische Engagement der Schweiz im kolonialen Raum schrieb sich darüber hinaus tief in ihre Alltagskultur ein, via Kolonialwaren, Werbungen, Beiträge in den Massenmedien, populärwissenschaftliche Publikationen, Reiseberichte und fiktionale Texte der Trivial- wie der ‚hohen‘ Literatur (vgl. z.B. Purtschert 2019). Die Absenz realer ‚people of colour‘ wurde durch ihre Omnipräsenz im Imaginären und Symbolischen so gleichsam kompensiert.

An verschiedenen Beispielen aus drei Jahrhunderten soll daher verdeutlicht werden, dass Vorstellungen von ‚whiteness‘ auch in der Schweiz nicht unwesentlich zur Konstitution einer nationalen Identität beitrugen. Ein besonderes Gewicht wird die Tagung dabei aber auch auf die Vielschichtigkeit der literarischen Repräsentationen von ‚whiteness‘ legen. Aufgrund ihres fiktionalen Status ist Literatur in der Lage, Räume zu entwerfen, in denen herkömmliche Rassendichotomien ihre Macht bisweilen verlieren. Weit davon entfernt, einfach nur affirmiert, konsolidiert und weiter tradiert zu werden, erweist sich ‚whiteness‘ in verschiedenen Texten entsprechend wiederholt als Phantasma und lassen sich aus ihnen Strategien ableiten, die einer Weitertradierung von Stereotypen und kolonialen Erzählmustern entgegengenwirken.

 

Programm

Donnerstag, 15. Juni 2023

9:45-10:00 Einführung (Melanie Rohner, Bern)

10:00-10:45 Kolonialismus, Sklaverei und Rassismus als Tragödienstoff bei Benjamin Constant (Markus Winkler, Genf)

10:45 Kaffeepause

11:00-11:45 Whiteness bei Johann Jakob Bachofen (Yahya Elsaghe, Bern)

11:45-12:30 Weißer als die Weißen. Thomas Becket in C. F. Meyers Der Heilige (1879) (Ueli Boss, Bern)

12:30 Mittagspause

14:00-14:45 Zu Gottfried Kellers Umgang mit Whiteness (Iulia-Karin Patrut, Flensburg)

14:45-15:30 Die Rettung der „weissen Rasse“ als schweizerische Mission. Felix Moeschlins Weltkolonisation! Auswanderung! (1935) (Eva Wiegmann, Düsseldorf)

15:30 Kaffeepause

15:45-16:30 „hochgradig unschweizerisch“? ‚Nicht-/weiße‘ Positionen und nationale Herkunft bei Friedrich Glauser (Jan Gerstner, Bremen)

16:30-17:15 Schweizer, Jude, „Asiate“, weiss? Der Fall Jonas Fränkel. Macht und Marginalisierung im Schweizer Literaturdiskurs (Joanna Nowotny, SLA)

17:15 Pause

18:00-19:15 Abendveranstaltung in Kooperation mit dem Schweizerischen Literaturarchiv (SLA): Vernissage Quarto 51 (hg. Lucas Gisi); Lesung von Martin R. Dean

 

Freitag, 16. Juni 2023

10:00-10:45 ‚Whiteness‘ und ‚non-whiteness‘ in Friedrich Dürrenmatts Der Verdacht (1951/1953) (Sabine Barben, Bern)

10:45 Kaffeepause

11:00-11:45 Stranger in the Village von James Baldwin. Eine Schweizer Dorfgeschichte aus der Feder eines Nordamerikaners (Robert Leucht, Lausanne)

11:45-12:30 „Nun ist der weiße Mann gekommen“. René Gardis Perspektivierung der Mafa in Mandara, unbekanntes Bergland in Kamerun (1953) (Tevodai Mambai, Maroua/Bern)

12:30 Mittagspause

14:00-14:45 Schwarz werden bei Friedrich Dürrenmatt und Urs Widmer (Lucas Gisi, SLA/Neuchâtel)

14:45-15:30 Transkulturelle Erfahrungen in Melinda Nadj Abonjis Tauben fliegen auf (2010) (Meher Bhoot, Mumbai)

15:30 Kaffeepause

15:45-16:30 Zur Erotisierung des Fremden im Schweizer Gegenwartsroman

(Malika Maskarinec, Bern)

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Fields of research

Literature from Germany, Austria, Switzerland, Postcolonial studies

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Date of publication: 09.06.2023
Last edited: 09.06.2023