Übersetzung und Marginalisierung. Frühneuzeitliche Literatur aus intersektionaler Perspektive, Würzburg/hybrid
Übersetzungen sind ein omnipräsenter, aber oft unsichtbarer Teil des Alltags. Sie spiegeln und bestätigen die Normen der zielkulturellen Mehrheitsgesellschaft und ihrer machthabenden Instanzen, wohingegen Anliegen von Minderheiten unberücksichtigt bleiben und unkonventionelle, provozierende und konträre Positionen der Ausgangskultur ausgeblendet oder umgeschrieben werden. Diesen Zusammenhang zwischen Übersetzung und Marginalisierung in frühneuzeitlichen Übersetzungsprozessen will die Tagung ausleuchten, indem sie Menschen, Figuren und Gruppen in den Mittelpunkt rückt, die in doppelter oder mehrfacher Weise minderprivilegiert sind. Die Beiträge bieten dabei interdisziplinäre sowie internationale Perspektiven.
Die Tagung findet als Hybridveranstaltung statt. Bitte melden Sie sich bei Interesse an einer Teilnahme (digital oder in Präsenz) bei jennifer.hagedorn@uni-wuerzburg.de. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.germanistik.uni-wuerzburg.de/mediaevistik/veranstaltungen/spp-2130-workshop-2022/
Wir freuen uns über Ihre Teilnahme!
Programm:
Montag, 21.02.2022
14.30–15.00 Regina Toepfer: Begrüßung und Einführung
Moderation: Johannes Klaus Kipf
15.00–16.00 Susanne Knaeble: Soziokulturelle ‚Marginalisierung‘ und literarisches ‚Übersetzen‘ in Maeren des 15. Jahrhunderts – ein mediävistischer Versuch der Theoriebildung zur Intersektionalität
16.00–16.30 Kaffeepause
16.30–17.30 Lina Herz, Anika Meißner: Inklusives Übersetzen? Versuche zum Sprachtransfer in den Saarbrücker Prosaepen der Elisabeth von Nassau-Saarbrücken
17.30–18.30 Tina Terrahe: ‚Valentin und Namelos‘ II: Intersektionale Narrative in der mittelniederdeutschen Sammelhandschrift Stockholm, Königliche Bibliothek, Cod. Holm. VU 73
Dienstag, 22.02.2022
Moderation: Miriam Geißmar
9.00–10.00 Hilary Brown: Intersektionalität: Modewort oder Innovation für die feministische Übersetzungswissenschaft?
10.00–11.00 Jennifer Hagedorn: Die Vergehen der 12 Mägde. Verfahren der Intersektionalisierung von Dienerschaft und Sklaverei in den Homer-Übersetzungen von Simon Schaidenreisser (1537) und Johannes Spreng (1610)
11.00–11.30 Kaffeepause
11.30–12.30 Christian Schmitt:„Corydon en kan niet leven“. Marginalisierte Homoerotik in frühbarocken Adaptionen antiker Bukolik – am Beispiel von Daniël Heinsius
12.30–14.00 Mittagspause
Moderation: Felix Herberth
14.00–15.00 Georg Strack: „Frawen sullen an ire manne, bruder adir getrawe geczugnis mit nichte czihen“ –Die Marginalisierung von Kreuzfahrerinnen in frühneuhochdeutschen Übersetzungen des 15. bis 17. Jahrhunderts
15.00–16.00 Sonja Kerth: Monstra übersetzen. Überlegungen zu relevanten Übersetzungen ins Frühneuhochdeutsche
16.00–16.30 Kaffeepause
Moderation: Alyssa Steiner
16.30–17.30 Anna Piotrowska: Romani Culture as an example of ‚translative culture‘. Preliminary Observations
17.30–19.00 Pause
19.00–20.30 Podiumsdiskussion: „Wer darf übersetzen? Ein Gespräch über Sprache, Literatur und Identität“ Mit Kübra Gümüşay, Lothar Quinkenstein und Regina Toepfer, Moderation: Annkathrin Koppers
Mittwoch, 23.02.2022
9.00–10.00 Elena Zup, Alexandra Chiriac: Die deutsche Deutung von Amerika in der rumänischen Fassung von Nicola Nicolau: Heinrich Campes „Entdeckung von Amerika“ als Beispiel von Wissens-und Ideologietransfer am Anfang des 19. Jahrhunderts
Moderation: Joachim Hamm
10.00–11.00 Isabelle Stauffer: „Die Könige hätten bey die dreyssig Weiber“. Zur Darstellung indigener Völker in August Bohses Übersetzung von Les Voyages du Sieur Le Maire aux Isles Canaries, Cap-Verd, Senegal et Gambie (1695)
11.00–11.30 Kaffeepause
11.30–12.30 Julia Rebholz: Intersektionale Perspektiven auf Sklaverei und schwarzen Widerstand: Jean-François de Saint-Lamberts „Ziméo“ (1769) und F. G. v. Nesselrodes Zamor und Zoraide (1778)
12.30–13.30 Abschlussdiskussion
Die Tagung wird ausgerichtet vom DFG-Projekt 'Translationsanthropologie' des SPP 2130 'Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit'