Theorie in Literatur, AG Populärkultur(en) der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Workshop der AG „Populärkultur(en)“ der Jungen Akademie
Zeit: Freitag, 17.9. bis Samstag, 18.9.2021
Ort: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Exposé
Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zeichnet sich in der Literaturwissenschaft durch rege Theorie-Diskussionen aus. Hermeneutik und Strukturalismus, Diskursanalyse und Dekonstruktion, Gendertheorie und postkoloniale Literaturwissenschaft streiten darum, ob und wie (literarische) Texte ‚richtig‘ auszulegen seien. Diese literaturtheoretischen Debatten hatten nicht nur ein geschärftes Methodenbewusstsein in der Literaturwissenschaft zur Folge, sie haben auch zu einer Reihe von literarischen Texten geführt, die sich im Rahmen der Fiktion mit den Mechanismen ihrer eigenen interpretatorischen Erschließung auseinandersetzen.
Italo Calvinos Se una notte d’inverno un viaggiatore (1979) oder Umberto Ecos Il nome della rosa (1980) greifen poststrukturalistische, rezeptionsästhetische und semiotische Theoriekonzepte auf. David Lodge lässt in Small World (1984) verschiedene Romanfiguren nach verschiedenen theoretischen Ansätzen ‚leben‘. Patricia Duncker greift in Hallucinating Foucault (1996) auf Gedanken der psychoanalytischen Literaturwissenschaft und der Diskursanalyse zurück. Laurent Binet schließlich lässt in La septième fonction du langage (2015) Roland Barthes in Paris ermorden und damit den von Barthes selbst proklamierten ‚Tod des Autors‘ erleiden.
Im Rahmen des Workshops wollen wir uns diese und andere Texte ansehen, die Theorie rezipieren und dabei literarisch weiterdenken. Es muss dabei nicht zwangsläufig um Literaturtheorien der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehen, auch frühere literarische Formen der Verarbeitung von Theorie sind denkbar, etwa der Psychoanalyse bei Rilke oder mathematischer Konzepte bei Robert Musil. In verschiedenen Fallstudien wollen wir das Phänomen ‚Theorie im literarischen Text‘ analysieren, dabei untersuchen, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich im jeweiligen Umgang mit der Theorie identifizieren lassen, und auch betrachten, wie Theorie in der literarischen Darstellung wiederum selbst konturiert wird.
Programm
Freitag, 17. September 2021
bis 14:00 Uhr
Anreise
14:00-14:30 Uhr
Michael Bies (Berlin) und Erik Schilling (München): Begrüßung und Eröffnung
14:30-15:15 Uhr
Michael Bies (Berlin): Literatur in Theorie
15:15-16:00 Uhr
Erik Schilling (München): Theorie in Literatur – und Grundzüge einer Literaturtheorie 2. Ordnung
16:00-16:30 Uhr
Kaffeepause
16:30-17:15 Uhr
Elias Kreuzmair (Greifswald): Körper von Gewicht? Theorie-Figuren bei Thomas Meinecke und Mithu Sanyal
17:15 – 18:00 Uhr
Monika Schmitz-Emans (Bochum): Bildtheorie in M. Lentz: Schattenfroh und Innehaben. Schattenfroh und die Bilder
ab 18:30 Uhr
Gemeinsames Abendessen
Samstag, 18. September 2021
9:30-10:15 Uhr
Klaus Birnstiel (Greifswald): Schiller auf Tagalog. Übersetzungsprozesse und Theorietransfer in Anette Hugs Wilhelm Tell in Manila
10:15-11:00 Uhr
Solvejg Nitzke (Dresden): Über Bäume reden. Nicht so neue Materialismen und was sie in der Literaturwissenschaft zu suchen haben
11:00-11:30 Uhr
Kaffeepause
11:30-12:15 Uhr
Patrick Durdel (Berlin): Theorie und Liebe in Jeffrey Eugenides’ The Marriage Plot und Dionne Brands Theory
12:15-13:00 Uhr
Kai Wiegandt (Berlin): Realismustheorie und -praxis in J.M. Coetzees Elizabeth Costello
13:00-13:30 Uhr
Abschlussdiskussion
ab 14:00 Uhr
Abreise
Teilnahme
Die Veranstaltung findet in Präsenz statt. Gäste sind herzlich willkommen, es ist jedoch vorab eine Anmeldung per E-Mail erforderlich an: michael.bies@fu-berlin.de oder erik.schilling@lmu.de