Karl Kraus und die Institutionen, Wien, 13.–14.6.2024
Internationales Symposium
Karl Kraus und die Institutionen
13.–14. Juni 2024
Loos-Räume der Wienbibliothek im Rathaus, Bartensteingasse 9, 1. Stock, 1010 Wien
Konzept und Organisation: Johannes Knüchel, Isabel Langkabel und Thomas Traupmann; in Kooperation mit dem Ludwig Boltzmann Institute for Digital History und der Wienbibliothek im Rathaus
„Man muss diese Institutionen erst von der Unmoral reinigen, die nicht in ihrem Wesen liegt, ehe es der Mühe lohnt, die Unmoral ihres Wesens zu kritisieren.“ (Karl Kraus)
Für das (Nach-)Leben und Schaffen von Karl Kraus spielen Institutionen in all ihrer Diversität eine zentrale Rolle – nicht nur als Ziel satirischer Kritik zu Lebzeiten, sondern auch gegenwärtig als Bewahrungs- und Forschungsstätten. Zum 150. Geburtstag des Schriftstellers wollen wir diese komplexen Beziehungen erstmals genauer betrachten und zur Diskussion stellen.
Unter Institutionen verstehen wir dabei – über einen enger gefassten soziologischen Begriff hinaus und anknüpfend an einen rezenten Vorschlag zum Verhältnis von Literatur und Institution (vgl. Müller et al. 2023, S. 11f.) – mindestens dreierlei: Erstens gehen wir von rechtlichen und politischen Institutionen aus, die durch ihre gesellschaftliche Implementierung alltäglich und mithin in ihrem ‚Funktionieren‘ intransparent geworden sind. Solche Institutionen, die soziales Handeln regulieren und strukturieren, können durch publizistische Schreibprojekte kritisch hinterfragt und sichtbar gemacht werden, wirken sich aber auch selbst wiederum auf diese Schreibprojekte aus. Zweitens sind jene Institutionen zu berücksichtigen, welche die Produktion, Distribution und Rezeption von (literarischen) Texten steuern. Sie werfen etwa die literatursoziologische Frage nach Positionierungslogiken auf und betreffen die (auch postume) öffentliche Wirkung des Autors Kraus. Drittens – und ergänzend dazu – möchten wir Institutionen bedenken, die gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Zusammenhalt stiften und organisieren. Inwiefern profiliert sich Kraus in diesen institutionellen Kontexten ebenfalls als entscheidender Akteur?
Diese und verwandte Institutionen können aus einer doppelten Perspektive betrachtet werden: synchron als Institutionen zu Kraus’ Lebzeiten und diachron als Institutionen des Kraus’schen Nachlebens.
Um Anmeldung vorab per E-Mail an folgende Adressen wird gebeten:
mail@th-tr.at
isabel.langkabel@history.lbg.ac.at
johannes.knuechel@history.lbg.ac.at
PROGRAMM
Donnerstag, 13. Juni 2024
9:00–9:30 Johannes Knüchel, Isabel Langkabel und Thomas Traupmann: Begrüßung und Eröffnung
9:30–10:15 Sigurd Paul Scheichl (Innsbruck): Kraus, der Antiparlamentarier
10:15–11:00 Ethel Matala de Mazza (Berlin): Kraus und der Justizpalastbrand
11:30–12:15 Rupert Gaderer (Bochum): Karl Kraus. Beschweren als Lebensform
12:15–13:00 Burkhardt Wolf (Wien): „Bureaukretinismus“. Kraus als Verwaltungskritiker
14:30–15:15 Elisabeth Grabenweger (Wien): Von „verwahrlosten Germanisten“ und „anrüchigen Kanzeln“. Karl Kraus beobachtet die universitäre Literaturgeschichte
15:15–16:00 Gerald Krieghofer (Wien): Die Masken von Karl Kraus
16:45–17:45 Führung mit Katharina Prager durch die Ausstellung Das Familienleben ist ein Eingriff in das Privatleben – Die Familie des Satirikers Karl Kraus im Foyer der Wienbibliothek (Rathaus, Eingang Felderstraße, Stiege 6, 1. Stock)
Freitag, 14. Juni 2024
9:30–10:15 Laura Untner (Wien): Karl Kraus und die „Kaffeehausdekadenzmodernen“ im Spiegel seiner Rechtsakten
10:15–11:00 Gal Hertz (Jerusalem): Theatralität und Gerechtigkeit – Karl Kraus und die Justiz um 1900
11:30–12:15 Daniela Strigl (Wien): „Durch nichtsnutzige Directoren zuschanden geleitet“ – Kraus und das Burgtheater
12:15–13:00 Maria Piok (Innsbruck): Karl Kraus und die Salzburger Festspiele
14:30–15:15 Friedrich Weber-Steinhaus (Berlin): Kraus’s Last Tape. Institution und Nachruf
15:15–16:00 Abschlussdiskussion