Jahrestagung der Grimmelshausen-Gesellschaft (Oberkirch und Renchen)
Herzliche Einladung zur Jahrestagung der Grimmelshausen-Gesellschaft in Oberkirch und Renchen, 23.–25. Juni 2022 mit dem Schwerpunkt:
Geschlechtermodelle bei Grimmelshausen und in der Literatur der Frühen Neuzeit
Die Frage nach Facetten und Dimensionen der Darstellung und Reflexion von Geschlechtermodellen in literarischen Texten ist ein zentraler Bestandteil der literarischen Anthropologie, der Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der Literatur. Als solche war sie auch in der literaturwissenschaftlichen Frühneuzeitforschung schon häufig und in unterschiedlichen Ausprägungen Gegenstand des Interesses. Auf der geplanten Tagung der Grimmelshausen-Gesellschaft gilt es, in kritischer Interaktion mit in den vergangenen zwanzig Jahren beträchtlich avancierten Erkenntnissen einer sozialwissenschaftlichen und historischen Geschlechterforschung, die auch Fragen von Lebensaltermodellen, von sozialer, kultureller, ethnischer und sexueller Diversität in die Untersuchung einbezieht, zu neuen Erkenntnissen mit Blick auf die Literaturgeschichte des 17. Jahrhunderts zu gelangen. Dabei gehen wir, den Gepflogenheiten der Tagungen der Grimmelshausen-Gesellschaft folgend, aus vom auch in gender-historischer Hinsicht epochalen Œuvre Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausens und beziehen von dort aus weitere Dimensionen der deutschen und europäischen Literaturgeschichte ein. Besonderes Interesse verdient hierbei die von Autorinnen verfasste Literatur in einer Zeit, in der Poeterei und gelehrtes Schreiben, aber auch Unterhaltungsliteratur weitestgehend eine männliche und männlich codierte Angelegenheit waren.
Programm
Donnerstag, 23. Juni 2022 (Oberkirch, Ratssaal im Rathaus)
13.30 Eröffnung der Tagung
Grußwort von Christoph Lipps, Bürgermeister der Stadt Oberkirch
Grußwort von Peter Heßelmann (Münster), Präsident der Grimmelshausen-Gesellschaft
Dirk Werle (Heidelberg) und Jörg Wesche (Göttingen): Einführung
14.15 Stephan Kraft (Würzburg): Hilfe für labile Männerkörper? Zur magischen Praktik des ‚Festmachens‘ in den Simplicianischen Schriften Grimmelshausens
15.00 Kaffeepause
15.30 Klaus Haberkamm (Münster): „Jsts ein Tochter/ so wirds gemeiniglich ein Hur [...].“ Astrologische Gendermodelle in Grimmelshausens Ewig-währendem Calender
16.15 Franziska Lallinger (Jena): „die blödigkait/ unwissenhaitt und leüchtmütikait so dann von natur mer in dem geschöpfft der weiber ist/ in den jungen unnd in den altten/ dann in mannlichem geschlecht“ – Der Ausschluss von Frauen und heterosexuellem Begehren als Maxime produktiver Weltaneignung im Fortunatus
17.00 Kaffeepause
17.30 Jennifer Hagedorn (Würzburg): Angepasste Außenseiterinnen. Gendernormierungen in den Antikenübersetzungen Johannes Sprengs
18.15 Kerstin Roth (Dresden) und Katharina Worms (Heidelberg): Selbstkonzeption von Autorinnen in Paratexten der frühen Neuzeit
20.00 Gemeinsames Abendessen
Freitag, 24. Juni 2022 (Renchen, Bürgersaal im Rathaus)
08.30 Transfer nach Renchen
09.00 Grußwort von Bernd Siefermann, Bürgermeister der Stadt Renchen
09.05 Nicola Kaminski (Bochum): Die schreibende Frau und der moralische Autor: Von Francisco de Ubedas Pícara Ivstina (1605) zur „in vnser hochteutsche Spraach“ versetzten Landstörtzerin Ivstina Dietzin Picara (1626)
09.50 Gudrun Bamberger (Tübingen): Geschlechtermodelle der Opitz’schen Argenis-Übersetzungen als Vorbild für die Romanproduktion Grimmelshausens
10.35 Kaffeepause
11.00 Sofia Derer (Heidelberg): Moscheroschs Frauenbilder zwischen Übersetzung und ‚Originalität‘
11.45 Hans-Joachim Jakob (Siegen): Maskierung, Begehren und Verwirrung in Georg Philipp Harsdörffers Erzählung Herminia oder Die Verstellung und Verkleidung aus dem Pentagone histoirique (1652)
12.30 Mittagspause
14.00 Julia Amslinger (Göttingen): Weibliche Heldenreden aus männlicher Feder. Zur deutschen Übersetzung von Madeleine Scudérys Les femmes illustres,ou Les harangues héroïques
14.45 Peter Heßelmann (Münster): „Libri obscoeni“ und die Lizenzen der literarischen Satire. Zu Der grosse Klunkermuz (1671)
15.30 Franz Fromholzer (Augsburg): Unter Bramabasierern, Maulhelden und Aufschneidern. Lachen über männliche Geschlechtermodelle am Beispiel des Miles Gloriosus
16.15 Kaffeepause
16.45 Maximilian Bergengruen (Würzburg): ‚Handgreifliche Discourse‘ oder der ‚Regard auf sich selber‘. Menantes’ Satyrischer Roman als Paradoxie der Geschlechtscharaktere
17.30 Pause
18.15 Gemeinsamer Imbiss
19.00 Transfer nach Oberkirch
20.00 Öffentliches Abendprogramm (Mediathek Oberkirch)
Levy Bastos (Rio de Janeiro): Grimmelshausen übersetzen
Anschließend Podiumsgespräch mit Regina Toepfer (Würzburg) und Jörg Wesche (Göttingen) zum Thema Geschlechterrollen übersetzen. Am Beispiel Grimmelshausens
Samstag, 25. Juni 2022 (Oberkirch, Ratssaal im Rathaus)
09.00 Marie Gunreben (Konstanz): „…weil sie gerne Gräfin hieße“. Weibliche Ambition und Ambitionslosigkeit im galanten Roman
09.45 Nicolas von Passavant (Berlin): Konfigurationen von ,Weiblichkeit‘ in Hoffmannswaldaus Heldenbriefen im Zusammenhang neostoizistischer und galanter Ethiken
10.30 Kaffeepause
11.00 Jens Ole Schneider (Jena): Fürstinnendramen. Weibliche Klugheit in der Dramatik des 17. Jahrhunderts
11.45 Victoria Gutsche (Berlin): „Das Weib ein wahrer Mensch“. Rosina Dorothea Ruckteschel über die Geschlechter
12.30 Joana van de Löcht (Münster): Anna Rupertina Fuchs und die Idee der gelehrten Autorin
13.15 Ende des Vortragsprogramms
15.30 Mitgliederversammlung der Grimmelshausen-Gesellschaft
19.00 Gemeinsamer Abschiedsschmaus im „Silbernen Stern“ zu Gaisbach
Veranstalter: Grimmelshausen-Gesellschaft e. V.
Um Anmeldung wird gebeten: Emese Benkoe, emese.benkoe@gs.uni-heidelberg.de