Gegenwart und Zukunft europäisch-jüdischer Literaturstudien in einem veränderten Europa / Presence and Future of European Jewish Literature Studies in a Changing Europe
Rechtspopulistische Strömungen, darunter Parteien mit offen rassistischen, auch antisemitischen Parolen, haben in den vergangenen Jahren in nahezu allen europäischen Ländern Zulauf erhalten und die öffentlichen politischen Diskurse sowie vielerorts auch das soziale Klima tiefgreifend verändert. Fortschreitender Abbau der Rechtsstaatlichkeit, Einschränkungen der Freiheit von Presse und Wissenschaft, Forderungen nach einer radikalen Umkehr der Gedenkkultur und die Zunahme von antisemitischen Gewaltverbrechen prägen heute die Gegenwart etlicher Länder der Europäischen Gemeinschaft.
Die Konferenz zielt darauf, die europäisch-jüdischen Literaturstudien kritisch nach ihrer Funktion, ihren Aufgaben und ihrer spezifischen Leistungsfähigkeit in der Herausforderung durch diese Gegenwart zu befragen. Expert/inn/en aus sieben Ländern werden in Beiträgen konzeptioneller Art sowie in Lektüren konkreter Fallbeispiele Stärken, Versäumnisse, aber auch neue Chancen europäisch-jüdischer Literaturstudien diskutieren und ihren gesellschaftlichen Ort im Horizont der aktuellen Entwicklungen zu schärfen versuchen.
Internationale Konferenz, 18. – 20. November 2019,
RWTH Aachen University, Gästehaus Melaten
Montag, 18. November 2019
13h00 Begrüßung
Prof. Dr. Gabriele Gramelsberger (Prodekanin für Forschung der Philosophischen Fakultät)
Prof. Dr. Stephan Braese (Ludwig-Strauss-Professur für Europäisch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte)
Prof. Dr. Alfred Bodenheimer (Präsident der Gesellschaft für europäisch-jüdische Literaturstudien)
Chair Judith Müller
13h30 Thomas Meyer (München): „… gar keine Zeit gehabt, eine neue Tradition zu bilden.“ Überlegungen zu den europäisch-jüdischen Literaturstudien
14h15 Mona Körte (Bielefeld): Ethos des Lesens. Zur Gegenwart und Zukunft deutsch-jüdischer Literaturstudien
15h00 Kaffeepause
Chair Alfred Bodenheimer
15h15 Olaf Terpitz (Graz): Literarische Produktion und Europäisch-jüdische Literaturstudien. Ausgewählte Beobachtungen und Betrachtungen
16h00 Nicolas Berg (Leipzig): Geschichtsliteratur. Über den Zwischenraum zweier Fächer – und warum er für die Jüdischen Studien so bedeutsam ist
16h45 Kaffeepause
17h00 Primus-Heinz Kucher (Klagenfurt): Jüdische Literatur & Kultur der Gegenwart in Österreich: Status quo und Perspektive zwischen (Re)vival, (Un)Zugehörigkeit und marginalisiertem Gedächtnis
19h00 Abendessen
Dienstag, 19. November 2019
Chair Doerte Bischoff
9h30 Petr Anténe (Olomuc): Jewishness as a Lesson in Humanity: Self-Acceptance and Empathy in Howard Jacobson’s „The Finkler Question“
10h15 Hans Kruschwitz (Aachen): Vertiginös-nauseale Kreise? Zu Krachts Kritik des liberalen Nachkriegsdiskurses in ‚Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten‘
11h00 Kaffeepause
11h15 Birgit M. Körner (Basel): „Jüdischer Humor“ als Gradmesser jüdischer Existenzerfahrung in Europa
12h00 Hans-Joachim Hahn (Zürich, Aachen): „Potentiale der Uneinigkeit“ – Popvisionen europäisch-jüdischer Literaturstudien. Ein Plädoyer für „radikale Vielfalt“ und mehr Gegenwartsbezug
12h45 Mittagspause
Chair Hans-Joachim Hahn
14h30 Judith Müller (Basel): Kleine Literatur mit großer Zukunft? Europa und die hebräische Literatur gestern und heute
15h15 Eugenia Prokop-Janiec (Kraków): Research on Polish-Jewish Literature – Paradigms and Challenges
16h00 Kaffeepause
16h30 Rahel Stennes (Berlin): Strategien der jüdischen Selbstermächtigung im völkisch-antisemitischen Diskurs der 1920er Jahre. Mit einem Einblick in „An den Wassern von Babylon. Ein fast heiteres Judenbüchlein“
17h15 Abraham Rubin (Jerusalem): The Poetics and Politics of Eugen Hoeflich’s Pan-Asianism
19h00 Abendessen
Mittwoch, 20. November 2019
Chair Stephan Braese
9h30 Luisa Banki (Wuppertal): Jenseits des Bindestrichs. Zur Transkulturalität deutschsprachiger jüdischer Gegenwartsliteratur
10h15 Galili Shahar (Tel Aviv): Europe, Jewish Nachlässe, the Islam. Paths of Escape
11h00 Kaffeepause
11h15 Jonathan Skolnik (Amherst): Jewish Writing and the Place of Refuge: Olga Grjasnowa’s ‚Gott ist nicht schüchtern‘
12h00 Abschlusspodium mit Doerte Bischoff, Alfred Bodenheimer, Stephan Braese, Judith Müller u.a.
12h45 Ende der Veranstaltung
organisiert von Prof. Dr. Stephan Braese (s.braese@germlit.rwth-aachen.de), Institut für Germanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft der RWTH Aachen, in Kooperation mit Prof. Dr. Alfred Bodenheimer und Judith Müller, MA, Gesellschaft für europäisch-jüdische Literaturstudien e.V. (http://www.association-ejls.eu/), gefördert durch die Axel Springer Stiftung