Format im Wandel? Materielle und mediale Übersetzungen des Triptychons, Berlin
Workshop am EXC 2020 Temporal Communities, FU Berlin.
Organisation Karin Gludovatz und Sophie König
Das Format des Triptychons ist fester Bestandteil des Formarsenals der bildenden Kunst und zeichnet sich durch seine Wandelbarkeit aus. Als Konglomerat ist es über vielfältige interne Beziehungen definiert – die des Rahmens zum Gerahmten, der Teile zum Ganzen, des Zentrums zur ‚Peripherie‘. Es scheint zu suggerieren, dass eine Bildtafel womöglich nicht ausreicht oder anders formuliert: es der Bilder nie genug geben kann. Durch die Beweglichkeit des Formats lassen sich diese Verhältnisse verändern, zugleich werden dadurch auch die Betrachter*innen zur Bewegung angeleitet, zu einem im doppelten Sinn ‚wandelnden Sehen‘ motiviert. Das dreiteilige Format zirkuliert schon im Mittelalter nicht nur als gemaltes, sondern oft auch geschnitztes Objekt und kann aus Elfenbein, Metall, Holz oder Pergament gefertigt sein. Spätestens seit der Moderne ist eine Erweiterung des medialen und materiellen Spektrums des Triptychons zu beobachten: Nun entstehen neben Gemälden auch Filme, fotografische Installationen oder Videokunstwerke. Im Theater wird es sowohl für den Bühnenraum als auch für den dramatischen Text fruchtbar gemacht und literarische Triptychen entstehen in diversen Gattungen.
Der Workshop widmet sich diesen Transformationsprozessen und fragt dabei nach den formalen und semantischen Verschiebungen, die zu beobachten sind, wenn ein ursprünglich dreidimensionales und raumgreifendes Format medial und materiell ‚übersetzt‘ wird und durch verschiedene Künste ‚wandert‘. Was macht das tradierte, lange Zeit religiös konnotierte Format für Moderne und Gegenwart interessant? Wie spiegelt sich die dem Format ursprünglich inhärente Klapp- und Wandelbarkeit in Arbeiten, die dieses Merkmal abgelegt haben bzw. wie werden diese Eigenschaften in andere Medien und Materialien übersetzt und mit welchem Ziel? Wie interagiert die Dreiteiligkeit mit den jeweiligen medienspezifischen Formkonventionen und Gattungen? Ist sie als Motiv der Aufteilung zu verstehen oder als Mittel der Vervielfältigung und wie wirken sich diese beiden unterschiedlichen Modi auf das Verständnis des jeweiligen Mediums aus? Welche zeitliche Struktur ist dem Format inhärent? Ist die Ordnung der Bilder durch Gleichzeitigkeit geprägt, durch Linearität oder steht sie konventionellen Strukturen entgegen und erlaubt Betrachtungen jenseits normierter Chronologien? Lassen sich dreiteilige Werke (Romane, Filme, Bilder etc.) ebenfalls als Triptychen verstehen oder bedarf es eines wie auch immer beschaffenen Scharniers, das die Teile verklammert, ihre Beziehungen evident macht und ‚aktiviert‘? Was verändert sich in der Konzeption des geteilten und veränderbaren Trägermediums im Zuge seiner Mobilität durch Zeit, Raum und Künste und in der Nutzung durch unterschiedliche Communities in sakralen und profanen Kontexten?
Programm:
Donnerstag, 11. Juli 2024
14.00 | Karin Gludovatz & Sophie König: Begrüßung und Einführung
Moderation: Claudia Benthien (Hamburg)
14.30 | Frauke Berndt ( Zürich): Epistemologische Ambiguität des Erzählens zwischen Zeit und Raum
15.30 | Cornelia Ortlieb (Berlin): Marmor, Glas und Spitze. Stéphane Mallarmés Gedichtfächer in Seitenansichten
16.30 | Kaffeepause
Moderation: Sophie König (Berlin)
17.00 | Larissa Dätwyler ( Basel): Performative Flügelschläge. Zu Henri Matisse’ Léda et le cygne
18.00 | Monika Schmitz-Emans (Bochum): Michel Butors La Reine de Saba vient faire ses adieux au Roi Salomon: ein Buchobjekt als programmatisches Triptychon
19.00 | Abendessen
Freitag, 12. Juli
Moderation: Wolfram Pichler (Wien)
10.00 | Marius Rimmele (Zürich): Kombinieren statt Klappen. Dreierkonstellationen in der Druckgraphik Albrecht Dürers
11.00 | Anna Hofman (Hamburg): Dreigeteilt: Generationenübergreifendes Gedächtnis und das Triptychon
12.00 | Imbiss
Moderation: Karin Gludovatz (Berlin)
13.00 | Ralph Ubl (Basel): Jeff Walls Triptychen
14.00 | Matthias Warstat (Berlin): Drei und mehr: Intermediale Segmentierung in Lena Newtons Bühnenbild für Susanne Kennedys "Die Selbstmord-Schwestern" (2017)
15.00 | Abschluss des Workshops
Ort
Freie Universität Berlin
EXC 2020 "Temporal Communities"
Room 00.05
Otto-von-Simson-Straße 15
14195 Berlin
Um Anmeldung wird gebeten: sophie.koenig@fu-berlin.de
Contact Email
sophie.koenig@fu-berlin.de
URL
https://www.temporal-communities.de/events/2024/workshop-format-im-wandel.html