Diversität darstellen
Diversität ist ein Begriff, der immer zugleich aufs Ganze geht und auf irreduzible Unterschiedlichkeit abzielt. Wie aber lässt sich unendliche Differenzierung überhaupt denken, wie lässt sie sich in eine Form begrifflicher Ordnung überführen – und wie lässt sie sich konkret darstellen? Die Jahrestagung 2018 des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung nimmt die aktuellen Auseinandersetzungen um diversity zum Ausgangspunkt für eine vertiefte Betrachtung dieser Darstellungsproblematik. Sie versammelt Vortragende aus Kultur- und Sozialwissenschaften, um den jeweiligen Umgang mit Diversität zu erkunden. Ein Schwerpunkt liegt auf der Frage der Perspektive: Von welchen Stand- oder Gesichtspunkten aus kann Diversität überhaupt wahrgenommen werden? Lässt sich Vielfalt perspektivisch einheitlich konstruieren? Wie verhält sich Diversität zu Multiperspektivitität, etwa in den Wissenschaften, den Künsten, in Ausstellungspraktiken? Von großem Interesse sind zudem Fragen der Formen und Formate: Welche Narrative und Paradigmen werden bevorzugt, um Vielfalt zu ordnen oder Ordnung gerade zu vermeiden? Wie verhält sich das enthierarchisierende Denken des Nebeneinander zur Konzentration auf holistisch orientierte Modelle? Was sagen die Formen und Formate der Darstellung über Diversität als Kategorie der Analyse oder des politischen Handelns aus? Und schließlich: Wie entsteht in und aus solchen Darstellungen Diversität als normatives Konzept?
Programm
Donnerstag, 11.01.2018
9.30
Mona Körte, Georg Toepfer, Stefan Willer (ZfL): Einführung
9.45–11.45
Moderation: Eva Axer
Peter C. Pohl (Innsbruck): Essayismus und Polyphonie. Diversitätsromane im 20. und 21. Jahrhundert (Musil, Antunes, Chirbes)
Jutta Müller-Tamm (FU Berlin): Ordnung des Diversen. Wissenschaftliche Typen-Einteilungen am Ende des 19. Jahrhunderts
12.15–13.15
Moderation: Mona Körte
Moritz Baßler (Münster): Ästhetik im Zeichen des Konsums. Ausdifferenzierung oder Entzug der Diversität?
15.00–16.00
Moderation: Mona Körte
Astrid Deuber-Mankowsky (Bochum): Diversität und situiertes Wissen, oder: Was heißt divers sein?
16.30–18.30
Moderation: Georg Toepfer
Sara Fortuna (Rom): Sprachliche Diversität und politischer Konflikt in Vicos Philosophie
Horst Bredekamp (HU Berlin): Intrinsische Diversität. Kunst als Bindung von Widerspruch und Einheit
19.00
Moderation: Stefan Willer
Sharon MacDonald (HU Berlin): Making Diversities and Differences in Museums
Freitag, 12.01.2018
9.30–11.30
Moderation: Matthias Schwartz
Maisha Maureen Auma (HU Berlin/Magdeburg-Stendal): Diversität, Dekolonisierung, Dezentrierung. Optionsvielfalt als Spektrum des Möglichen darstellen
David Kaldewey (Bonn): Diversität, Identitätspolitik, und die Neuformierung studentischen Protests an amerikanischen Universitäten
12.00–13.00
Moderation: Aurélia Kalisky
Jürgen Trabant (Berlin): Sprachliche Diversität in Europa: Fluch oder Segen?
14.30–16.30
Moderation: Falko Schmieder
Thomas Potthast (Tübingen): The Values of (not?) Being Diverse. Normative Transfers zwischen Biologie und Kultur
Georg Toepfer (ZfL): Neben- statt Miteinander. Parataktische Bildlogik in Biodiversitätsdarstellungen
17.00–19.00
Moderation: Daniel Weidner
Deniz Göktürk (Berkeley): Vom Schwinden der Vielfalt in ihrer Inszenierung
Eva Geulen (ZfL): Ganz vergessen: die Solidarität?
20.00
Moderation: Eva Geulen
Albrecht Koschorke (Konstanz): Diversity und das ›Volk‹