Die Geschichtlichkeit des Briefs. Kontinuität und Wandel einer Kommunikationsform
Tagung an der Philipps-Universität Marburg, Fachbereich 09: Germanistik und Kunstwissenschaften
Termin: 27./28.2.2020
Ort: Deutschhausstraße 3, Raum 00/1020
Organisation: Prof. Dr. Jochen Strobel (Marburg), Prof. Dr. Robert Vellusig (Graz), PD Dr. Norman Kasper (Halle/S.), Dr. Jana Kittelmann (Halle/S.)
Kontakt / Anmeldung: jochen.strobel@uni-marburg.de
Einige wenige Merkmale charakterisieren den Brief, doch sie haben zu einer mehr als 3.000 Jahre andauernden Erfolgsgeschichte dieser anpassungsfähigen Kommunikationsform beigetragen: Schriftlichkeit, Materialität, Adressiertheit und die Notwendigkeit der Übertragung, Datierbarkeit, Beweglichkeit und zugleich Speicherbarkeit – sowie eine zwischen Formalisierung und Offenheit changierende Textualität.
Als Text, als Objekt und als kommunikatives Ereignis lebt der Brief in seiner Wiedererkennbarkeit von Invarianzen, die die Reproduzierbarkeit eines Musters auch unter sich wandelnden kulturellen Bedingungen zu garantieren scheinen. Schon altbabylonische Briefe erproben „Sprache in der Interaktion“ (Walther Sallaberger) und sind mit ihren typischen Anrede- und Grußformeln wie auch ihrer Materialität als Briefe bis heute erkennbar.
Vertreter*innen unterschiedlicher Fächer werden anhand signifikanter Beispiele in ihren jeweiligen kulturellen Kontexten Universalien der Briefkommunikation unter je präzise zu fassenden historisch differenten Bedingungen diskutieren. Ziel ist es, Bausteine zu einer Kulturgeschichte des Briefs zu erarbeiten bei gleichzeitiger Reflexion auf die Kontinuitäten, die sich im historischen Wandel abzeichnen.
Donnerstag, 27.2.2020, 14.00 Uhr
Marion Schmaus (Dekanin des Fachbereichs 09; Marburg): Begrüßung
Jochen Strobel/Robert Vellusig/Norman Kasper/Jana Kittelmann: Einführung in die Tagung
Sektion I
14.30 Uhr
Sophia Wege (Halle): Spurenlesen. Evolvierte Fähigkeiten als Voraussetzungen brieflicher Kommunikation
15.15 Uhr
Yulia Mevissen (Boston): „und ja, ich weiß, daß wir uns nicht kennen, aber…“ Epistolare Distanz-Spiele
16.00 Uhr Kaffeepause
Sektion II
16.30 Uhr
Rüdiger Görner (London): Der Brief als Denkform
17.15 Uhr
Jochen Strobel (Marburg): Brief und Netzwerk
18.00 Uhr
Gunilla Budde (Oldenburg): Frauenbriefe – Männerbriefe. Eine vergleichende Betrachtung aus historischem Blickwinkel
19.30 Uhr Gemeinsames Abendessen
Freitag, 28.2.2020
Sektion III
9.00 Uhr
Eve-Marie Becker (Münster): Distanz oder Nähe? Das Parousia-Motiv bei Paulus und Seneca im Vergleich
9.45 Uhr
Isabelle Stauffer (Eichstätt): Der galante Brief. Aurora von Königsmarck
10.30 Uhr Kaffeepause
Sektion IV
11.00 Uhr
Jana Kittelmann (Halle/S.): Kabinett – Garten – Spaziergang. Räume des Briefes
11.45 Uhr
Gideon Stiening (München): Die „Nähe unseres Glücks“. Zur Dialektik der Abwesenheit in Johannes von Müllers Briefen an ‚Graf Louis Batthyány Szent-Iványi‘
12.30 Uhr
Claudia Bamberg (Marburg): Schau-Objekte der Literatur. Funktionen des Briefs in Sammlungen und Ausstellungen im frühen und im späten 19. Jahrhundert
13.15 Uhr Mittagspause
Sektion V
14.15 Uhr
Alexander Honold (Basel): Widerstrebende Modernität. Briefkommunikation als Verarbeitung von Diskrepanzphänomenen (Hofmannsthal; Rilke)
15.00 Uhr
Norman Kasper (Halle/S.): Profunde Post. Ernst Jünger und die Tradition des Gelehrtenbriefs
15.45 Uhr
Eva Lia Wyss (Koblenz): Liebesbriefe in sozialen Netzen des 19. und 21. Jahrhunderts
16.30 Uhr Abschlussdiskussion
17.00 Uhr Ende der Tagung