CfP/CfA events

Heilorte. Topiken und Topographien von Krankheit und Heilung in der Literatur, Köln

Beginning
11.04.2024
End
12.04.2023
Abstract submission deadline
30.06.2023

Heilorte. Topiken und Topographien von Krankheit und Heilung in der Literatur

Tagung an der Universität zu Köln, 11. und 12. April 2024

Organisation: Prof. Dr. Claudia Liebrand und Dr. Alina Boy

 

Krankheiten finden sich auf vielfältige Weise in der Literatur wieder. Zahlreiche Darstellungen von Krankheit, Therapie und Medizin beschäftigen die Literatur seit der Antike und implizieren immer auch die kulturelle Reflexion von Normabweichungen, die sich über die Dichotomie des ,Gesunden‘ und ,Kranken‘ ergeben. Literatur und Medizin sind entsprechend eng aufeinander bezogen und stellen ein im Kontext der Medical Humanities und des Forschungsfeldes Literatur und Medizin etabliertes Bezugsgeflecht dar: Literarische Texte partizipieren am kulturellen Verständnis von Krankheit, überführen medizinisches Wissen im Möglichkeitsraum der Fiktion in Narrationen von Krankheit und Tod und belegen die Krankheit als Metapher (Sontag 1978) mit kulturellen Semantiken.

Doch Krankheit ist auch topographisch verortet: Kurorte, Sanatorien und Heilanstalten bilden designierte Orte für Krankheit und Heilung, die diese räumlich strukturieren und mit topographischen Semantiken belegen. Als Reflexionsorte stellen literarische Heilanstalten Dichotomien von Krankheit und Gesundheit in besonderem Maße zur Schau. So bilden etwa Kurorte und Sanatorien im 19. Jahrhundert und insbesondere um 1900 beliebte Handlungsschauplätze, welche im heterotopischen Sinne gesamtgesellschaftliche Diagnosen und historische Umbrüche brennglasartig verhandeln – am prominentesten etwa in Thomas Manns Zauberberg. Damit einher gehen Verhandlungen zeitgenössischer Konzeptionen von Krankheit und Heilung, welche Aspekte der Isolation und Internierung, aber auch der sozialen Verortung von Krankheit umfassen. Nicht zuletzt sind mit Heilorten immer auch ästhetische und (populäre) medizinische Diskurse verknüpft: Das soziokulturelle Verständnis von Krankheiten ergibt sich auch über ihre literale wie metaphorische Verortung.

 

Diese und weitere Aspekte stehen im Fokus der Tagung: Neben den im Kontext der Medical Humanities bereits thematisierten narrativen und semiotischen Überschneidungen von Literatur und Krankheit bilden Topiken und Topographien von Krankheit und Heilung in der Literatur von 1800 bis zur Gegenwart den Untersuchungsgegenstand. Im Fokus der Tagung steht die Verortung von Krankheit und Heilung sowie deren Semantisierung in Kur- und Heilorten. Neben zeitspezifisch medizinischen und soziokulturellen Diskurs- und Umbruchsphänomenen geraten auch (mit der Covid-19-Pandemie wieder aktueller denn je gewordene) kulturmedizinische Fragestellungen von Krankheit, Isolation und Ansteckung in den Blick. Dazu zählen raumtheoretische Aspekte, welche sich etwa mit Foucault auf die ,Verräumlichung‘ von Krankheit und Institutionalisierung von Heilung beziehen lassen, wie auch utopisch angelegte Verhandlungsräume, die Literatur für literarisch vermittelte Diagnosen von Krankheit, Pathologie und Heilung eröffnet. Dies kann virtuelle und narrativ erzeugte Räume der Fiktion ebenso umfassen wie die tatsächliche topographische Konzeption von Heilorten.

Zu fragen wäre etwa, inwiefern topographische Grenzen mit der Dichotomie Gesund-Krank kongruieren, Topographien, Ein- und Entgrenzung von Krankheit und Heilung also semantisch codiert sind. Zu untersuchen ist außerdem, wie geistesgeschichtlich tradierte Pathologien, so etwa der Hypochondrie- oder Melancholiediskurs, oder zeitspezifische Krankheitsdiskurse, z.B. der Neurasthenie-, Hysterie- oder Schwindsuchtsdiskurs, mit spezifischen Heilorten verknüpft sind. Von Interesse sind nicht zuletzt konkrete Darstellungen und Semantisierungen von Krankheit und Heilung in Kurorten genau wie utopisch-kurative Potenziale von Literatur und Schreiben, indem etwa der Kur- zum Schreibort und das Schreiben zur Therapie wird.

 

Wir freuen uns auf Beitragsvorschläge (ca. 300 Wörter) für Vorträge von nicht mehr als 30 Minuten Länge zusammen mit einer kurzen biografischen Notiz bis zum 30.06.2023 an Prof. Dr. Claudia Liebrand (c.liebrand@uni-koeln.de) und Dr. Alina Boy (boy.alina@uni-koeln.de).

Die Tagung findet am 11. und 12. April 2024 an der Universität zu Köln statt. Die Reisekosten werden übernommen. Eine anschließende Publikation der Beiträge in einem Sammelband ist geplant.

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Fields of research

Literature and cultural studies, Literature and natural science, Literature and geography/cartography, Themes, motifs, thematology
Medical Humanities

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Universität zu Köln
Date of publication: 19.05.2023
Last edited: 19.05.2023