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Die Gegenwärtigkeit der Courasche. Grimmelshausens Roman im Kontext aktueller Theoriedebatten

Abstract submission deadline
15.01.2024
Paper submission deadline
01.08.2024

Die Gegenwärtigkeit der Courasche. Grimmelshausens Roman im Kontext aktueller Theoriedebatten

Hgg: Daniela Fuhrmann (Universität Zürich) & Ervin Malakaj (University of British Columbia)

Grimmelshausens Courasche (1670) diente als Grundlage für wichtige Forschungsprojekte, welche die Gender Studies und die feministisch orientierte (internationale) Germanistik der 1980er und 90er Jahre prägten. Doch die vom Text so plakativ ausgestellte Selbstbehauptung einer Frau macht aufmerksam auf den allgemein prekären, stetig sich ausdifferenzierenden und mitunter wohlkalkuliert auszuhandelnden Prozess der Formung und Behauptung eines „Ichs“ in seiner Umwelt. Die Titelfigur entwickelt ihre Überlegungen zur Selbstkonstitution und -behauptung vor dem Hintergrund der Instabilität epistemischer, ideologischer, identitärer, sozialer und politischer Ordnungen zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Massenmigration, konkurrierende Geltung von religiöser und staatlicher Gewalt, ökologische und ökonomische Krisen sowie verschiedene Regime der Diskriminierung und Unterdrückung boten offenbar Anlass, die Entwicklungen der Zeit narrativ zu verarbeiten und als literarische Phänomene zugänglich zu machen.

Eine Behandlung des Romans mit Rücksicht auf aktuelle Theoriedebatten in den Geisteswissenschaften sollte demnach nicht bei den Gender Studies wie feministischen Perspektivierungen Halt machen. Die Vielschichtigkeit der Figur mitsamt ihrer Welterfahrungen, die wiederum durch vielschichtige narrative Verfahren vermittelt werden, gewinnt außerdem gerade vor dem Hintergrund unserer gegenwärtigen Zeit der Umwälzung verschiedener Weltordnungen besondere Brisanz, so dass eine Aufarbeitung des kurzen, unscheinbar wirkenden und vielfach allein in der Grimmelshausenforschung berücksichtigten Romans mit Blick auf aktuelle Ideengeschichte vielversprechend scheint.

Der geplante Band beschäftigt sich dezidiert mit der Beziehung der Courasche zu gegenwärtigen geisteswissenschaftlichen Diskursen, er eröffnet sowohl neue Zugänge zum und Perspektiven auf den Text, die – gerade wegen des Blicks auf vormodernes Material – nicht zuletzt auch die herangezogenen Theorien profilieren lassen. In welcher Beziehung etwa steht Courasche zu den Affect, Black, Disability, Ethnic, Migration, Queer und/oder Trans Studies? Welche Erkenntnisse über den Roman ergeben sich, wenn dieser in Bezug auf Ecocriticism, die Intersektionalitätsforschung, die History of Science, Medientheorien oder die Biopolitics besprochen wird? Kann eine Leseart der im Roman aufgearbeiteten Themen dazu dienen, diese Diskurse weiterzuführen; wenn ja, in welche Richtung?

Wir bitten um Beiträge für den Band, der einen über Schlagworte organisierten Zugriff auf den Roman bieten soll. Ziel eines derartigen Zugriffs ist zweierlei: den Text durch verschiedene Impulse für die aktuellen Tendenzen der Forschung anschlussfähig zu machen sowie seine darüber begründete Einbindung in die universitäre Lehre zu ermöglichen.

Die einzelnen Beiträge (max. 30.000 Zeichen, inkl. Leerzeichen und Fußnoten) sollen sich folglich ausgehend von einem Stichwort entfalten. Es ließen sich etwa Körperkonfigurationen im Text über das Stichwort „Versehrung“ vor der Folie der Disability Studies in den Blick nehmen oder Raumanordnungen und Bewegungsmuster unter dem Stichwort „Abweg“ vor dem Hintergrund Queerer Phänomenologie.

Abstracts im Umfang von max. 2500 Zeichen inklusive einer Kurzbiographie sind bis spätestens zum 15. Januar 2024 per E-Mail einzureichen: daniela.fuhrmann@uzh.ch & ervin.malakaj@ubc.ca.

Timeline für das geplante Projekt:

  1. Einreichen der Abstracts: 15. Januar 2024
  2. Beiträger:innen werden spätestens bis zum 15. Februar 2024 benachrichtigt.
  3. Eingabe der Beiträge: 1. August 2024
  4. Abgabe des Manuskripts beim Verlag ist zum Jahresende 2024 geplant.

Contact Information

Daniela Fuhrmann daniela.fuhrmann@uzh.ch & Ervin Malakaj (ervin.malakaj@ubc.ca).

Contact Email

ervin.malakaj@ubc.ca

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Fields of research

Literature from Germany, Austria, Switzerland, Literary theory, Feminist studies, Ecocriticism, Media studies, Literature of the 17th century
Disability Studies; Migration

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Date of publication: 18.09.2023
Last edited: 18.09.2023