Die Dissertation untersucht Samuel Taylor Coleridges Praxis der Selbstredaktion in den Jahren von 1814 bis 1818 und beleuchtet dabei die zentrale Rolle, die William Wordsworths The Excursion, 1814 als Teil von The Recluse erschienen, in der Herausbildung von Coleridges Œuvre einnimmt. Die Arbeit entwickelt ihre zentrale These zu Coleridges Überarbeitungspraxis durch eine detaillierte Analyse der Verfahren, über die Coleridge aufhörte, durch Wordsworth zu sprechen. Ich beziehe mich dabei in erster Linie auf die Überarbeitungen von Biographia Literaria (1817), Sibylline Leaves (1817) und dem 1818 erschienenen rifacciamento zu dem Periodikum The Friend, das ursprünglich 1809–1810 publiziert worden war. Vor dem Hintergrund von Coleridges in den 1790er- und 1800er-Jahren neu aufgekommener und sich später weiterentwickelnder Rezeption von Immanuel Kants kritischer Philosophie werde ich argumentieren, dass sich die „radikale Differenz“ zwischen Coleridge und Wordsworth, die seit den Lyrical Ballads (1798) und dem „Preface“ (1800) bestand, weiter verstärkte, nachdem es Wordsworth nicht gelungen war, das groß angelegte Konzept eines „first genuine philosophical poem“ – The Recluse – zu vollenden. Insbesondere nachdem Coleridge 1807 The Prelude gehört hatte, enttäuschte The Excursion nach den Maßstäben seiner „vergleichenden Kritik“ seine lang gehegten Erwartungen. Während sein organisches Weltbild einen aktiven Geist kannte, der nach universaler „Wahrheit“ sowohl durch innere synthetisierende Kräfte als auch empirische Naturgesetze strebt, gründete sich Wordsworths Gedicht auf ein obskur-labiles Fundament zwischen Außenwelt und Selbst. Coleridges aus seinen eigenen Theorien zu Sprache und Einbildungskraft erwachsene Enttäuschung über The Excursion und die nachfolgende Loslösung von Wordsworth und ihrem gemeinsamen Werk verschafften ihm letztendlich die notwendige Autonomie, die einerseits einen nüchternen Blick auf die eigene Vergangenheit und andererseits eine dialogische Freundschaft zu Wordsworth ermöglichten, ...
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